Die Kunst, sich selbst zu verstehen
Den Weg ins eigene Leben finden. Ein philosophisches Plädoyer
Autor/in:
Michael Bordt
Spieldauer:
ca. 380 Minuten
Ungekürzte Autorenlesung
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Über den Inhalt
„Sich selbst verstehen zu lernen ist eines der spannendsten Projekte, denen wir uns im Leben widmen können."
"Ganz verstehen werden wir uns sicherlich nie, aber wir können zumindest den Versuch wagen, etwas Licht auf das manchmal schwer zu durchschauende Knäuel unserer Gefühle, Gedanken, Motivationen und Wünsche aber auch unserer Enttäuschungen und Verletzungen zu werfen. Dabei ist es nicht einfach nur interessant, sich selbst besser kennenzulernen. Es hat eine ganz lebenspraktische Konsequenz. Es hilft uns bei uns bei unserem vielleicht wichtigsten Vorhaben, nämlich dabei, ein glückliches, gelungenes Leben zu führen, das wir trotz aller Spannungen, Konflikte und Schwierigkeiten, trotz Leid und Trauer bejahen können.“ Prof. Dr. Michael Bordt
Michael Bordt ist Jesuit und Professor an der Hochschule für Philosophie München. Als Vorstand des Institutes für Philosophie und Leadership gibt er Workshops für Führungskräfte in Spitzenpositionen. Zahlreiche Publikationen, u.a. der Bestseller „Die Kunst sich selbst auszuhalten“.
Dieses Buch ist streckenweise ein einziges Plagiat, und ich freue mich über jeden, der sich auf Spurensuche bzw. Entdeckungsreise zu den Quellen begeben möchte. Prof. Dr. Michael Bordt
Viele Grundgedanken über das gelungene Leben finden sich in den Schriften der antiken Philosophen, weil man in dieser Epoche mehr als in allen anderen über das Leben des Menschen nachgedacht hat. Anfangen sollten Sie bei Aristoteles’ Nikomachischer Ethik. Viele Argumente, z.B. die teleologischen Überlegungen, die uns in Kapitel 3 oder die Abhandlungen über Freundschaft, die uns in Kapitel 7 beschäftigen, werden darin grundgelegt. Dann sollte man sich Platons Staatsschrift, der Politeia, zuwenden sowie seinem Symposion und Lysis, einem weniger bekannten Dialog über Liebe, Freundschaft und Sexualität. Wichtig für das Projekt dieses Buches, den Bezug des Menschen zu sich selbst, ist Søren Kierke-gaard. Sein spätes Werk Die Krankheit zum Tode ist ein guter Einstieg. Dass man sich, um die tiefsten Wahrheiten auszudrücken, nicht wie Kierkegaard einer philosophischen Kunstsprache bedienen muss und philosophische Fachsprachen mehr Probleme aufwerfen als lösen, habe ich von Ludwig Wittgenstein. Wer sich mit ihm beschäftigen möchte, sollte seine Philosophischen Untersuchungen (Frankfurt am Main 1984) lesen. Richard Krauts What is Good and Why? (Cambridge 2007) hat mir geholfen, den Zusammenhang zwischen Ethik und Anthropologie klarer zu sehen und das, was ich an der antiken Ethik so schätze, in die moderne Diskussion zu übertragen. Dass man im Leben seine eigene Stimme finden muss, ist ein Ausdruck, den ich von dem kurzen, aber tiefgründigen Buch von Peter Bieri Wie wollen wir leben? (München 2013) übernommen habe. Soviel zur Gesamtkonzeption. Die einzelnen Kapitel haben noch einmal unterschiedliche Quellen.
Einleitung
Das Gespräch zwischen Cicero, Attikus und Varro und die Charakterisierung von Sokrates finden sich in Ciceros Academici Libri (I, 15). Sokrates’ Gespräche sind vor allem in den Dialogen Platons überliefert, das Gespräch über Frömmigkeit im Euthyphron, das über Tapferkeit im Laches. Die zitierten Aussprüche von Sokrates und der Hinweis auf den Orakelspruch aus Delphi kommen aus Platons Apologie. Wittgensteins Bemerkungen über die Philosophie als Therapie einer Krankheit findet man vor allem in seinen Philosophischen Untersuchungen (Frankfurt am Main 1984; z. B. in den Paragrafen 123, 133 und 255), John Stuart Mills Bemerkung über den unzufriedenen Menschen in seinem Buch Utilitarism (Kapitel 2). Die Übertragung des Paradigmenbegriffs auf Weltbilder habe ich Kurt Wuchterls Analyse und Kritik der religiösen Vernunft (Stuttgart 1989) entnommen.
Kapitel 1 und 2
Der Frage, wie man sich zu sich selbst verhält, geht Søren Kierkegaard in seinem Die Krankheit zum Tode nach. Ausgearbeitet findet man Überlegungen bei Harry Frankfurt, z. B. in seinem Aufsatzband The Importance of what We Care About (Cambridge 1988) und vor allem in The Reasons of Love (Princeton 2004). Sprachanalytische Interpreta- tionen zum Thema, denen ich viel verdanke, bringt Ernst Tugendhat in seiner allerdings nicht leicht zu lesenden Monografie Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung (Frankfurt 1979). Er diskutiert darin u. a., welche unnötigen Probleme sich durch Substantivierung von Personal- und Reflexivpronomen ergeben.
Eine gute Einführung zur beschriebenen Mindfullness-Meditation ist von ihrem Begründer Jon Krabat-Zinn Im Alltag Ruhe finden. Meditationen für ein gelassenes Leben (München 2010) geschrieben. Sie ist deutlich gehaltvoller, als der Titel vermuten lässt. Was die Meditation für eine Unternehmenskultur bedeuten kann, schildert für Google Chade-Meng Tan in Search Inside Yourself (dt. Ausgabe München 2012). Wissenschaftliche Untersuchungen über die positiven Effekte der Mindfullness-Meditation bringen Caroline Notebaert und Peter Creutzfeldt (Hg.) Wie das Gehirn Spitzenleistungen vollbringt (Frankfurt 2015).
Kapitel 3
Die Überlegungen in diesem Kapitel verdanken sich handlungs-theoretischen Argumenten, die in der Antike entwickelt wurden und seitdem zum philosophischen Standard gehören. Wer Originaltexte lesen möchte, dem empfehle ich wiederum Platons Symposion, dort 199c3-212c3, oder die ersten zwölf Kapitel des ersten Buchs der Nikomachischen Ethik.
Kapitel 4
Ein solides, einführendes Buch ist von Martin Hartmann Gefühle. Wie die Wissenschaften sie erklären (Frankfurt 2010). Die Monografie von Eva Weber-Guskar, Die Klarheit der Gefühle (Berlin/New York 2009) kann ich nur jedem empfehlen, der tiefer in die schwierige Materie eindringen möchte. Emotionen sind vor allem bei Platon (u. a. in seinem Dialog Philebos), Aristoteles (in seiner Rhetorik und der Nikomachischen Ethik) und den Stoikern viel diskutiert worden. Die meisten wichtigen Aspekte der heutigen Diskussion finden sich schon bei ihnen. Richard Sorabji zeichnet in seiner Monografie Emotion and Peace of Mind (Oxford 2000) die stoische Debatte sehr zugänglich nach. Der Schwerpunkt meines eigenen Buchs Die Kunst sich selbst auszuhalten (München 2013) liegt auf dem praktischen Umgang mit Emotionen und Spannungen. Der körperbezogene Ansatz von William James findet sich in seinem Aufsatz »What is an Emotion?« und ist in der Zeitschrift Mind (1884), 9 (2), S. 188–205 erschienen. Dass Emotionen einen vernünftigen Kern haben, ist über Jahrhunderte vergessen gewesen und erst durch Anthony Kennys Action, Emotion and Will (Oxford 1963) wiederentdeckt. Dass das Gute Grund aller Emotionen ist, hat Thomas von Aquin mit seinem Traktat De passionibus in die Diskussion über Emotionen eingebracht. Die Übung der drei Dinge, für die dankbar bin, findet man bei Seligman/Steen/Park/Peterson. »Positive psychology progress: Empirical validation of interventions« im American Psychologist 60 (2005) auf den S. 410–421. Über neue Traumforschung und die Bedeutung von Emotionen in Träumen informiert allgemeinverständlich Stefan Klein Träume. Eine Reise in unsere innere Wirklichkeit (Frankfurt 2014).
Kapitel 5
Ein Hinweis für diejenigen, die mit der philosophischen Fachdiskussion in der Antike vertraut sind und die deswegen meine Überlegungen am Anfang des Kapitels irritieren könnte: Alle Philosophen und Philosophenschulen waren sich darin einig, dass die eudaimonia die beste Art zu leben oder, wie sie es ausgedrückt haben, das oberste Gut im Leben von uns Menschen ist. Uneinig war man sich darüber, was der Sache nach die eudaimonia ausmacht, d. h. wie man leben muss, um die eudaimonia zu erreichen. Muss man sich jeden Urteils enthalten? Darf man keine Emotionen haben? Reicht es, tugendhaft zu sein? Soweit, so klar. Verwirrend ist nun, wenn, wie häufig geschehen, eudaimonia mit ›Glück‹ übersetzt wird. Wenn beispielsweise die Stoiker in der Seelenruhe, die sich darin zeigt, dass man keine Emotionen hat, die eudaimonia sehen, dann ist das eine interessante These, solange man nicht meint, sie vertreten, das glückliche Leben sei eines ohne Emotionen. Diese Behauptung ist unverständlich, weil wir in der deutschen Sprache jemanden dann glücklich nennen, wenn er positive Emotionen hat. Jemand ohne Emotionen kann nie glücklich sein. Die antike Frage nach der eudaimonia entspricht deswegen in meiner Terminologie der Frage nach dem bestmöglichen Leben.
Die Literatur zum Thema dieses Kapitels ist nahezu unüberschaubar. Eine schöner literarischer Einstieg ist das Buch Das vollkommene Leben (München 2011) von Michael Hampe oder, schon eher philosophisch, aber leicht und inspirierend zu lesen The Best Things in Life (Oxford/New York 2011) von Thomas Hurka. Die Glücksmaschine hat Robert Nozicks erfunden; man kann sie in seinem Werk Anarchy, State, and Utopia (New York 1974, S. 42ff.) nachlesen. Kants Gedanken zur Rückschau auf positive Momente im Leben findet man bei Hurka (S. 60). Über die Gratitude-Forschung informiert Thanks! (Boston/New York 2007) von Robert Emmons. Die Analyse zur Verwendung des Adjektivs ›gut‹ finden Sie bei Peter Stemmer in seinem Beitrag »Was es heißt, ein gutes Leben zu leben«. Der Aufsatz ist in dem auch sonst lesenswerten Buch Was ist ein gutes Leben? (Frankfurt 1998, S. 47–72) von Steinfath/Holmer (Hg.) zu finden. Zum Thema ›Sinn des Lebens‹ finden Sie viele inspirierende Texte in Der Sinn des Lebens von Fehige/Meggle/Wessels (Hg., München 2000). Zusätzlich bereichernd ist Roland Kipkes Aufsatz »Der Sinn des Lebens und das gute Leben«, der 2014 in der Zeitschrift für Philosophische Forschung (2014), 68 S. 180–202 erschienen ist. Wittgensteins Überlegung, dass der, der nach Sinn fragt, keine Antwort sucht, steht im Traktatus logico-philosophicus unter 6.521. Zusammen mit den zitierten Tagebüchern finden Sie den Traktat in der Werkausgabe Wittgensteins im Band 1 Wittgenstein Traktatus logico-philosophicus (Frankfurt am Main 1984). Die Sentenz von Augustinus kann man in seinen Confessiones (I, 1) nachlesen. Richard Taylors Überlegungen zu Sisyphos kommen aus dem achtzehnten Kapitel »The Meaning of Life« seines Buches Good and Evil: A New Direction (New York 1970); die deutsche Übersetzung finden Sie in dem erwähnten Sammelband zu Der Sinn des Lebens auf den Seiten 87–95. Auf die Veränderungen im Nachdenken über den Sinn des Lebens bei Menschen, die eine Nahtoderfahrung erlebt haben, weist Pim van Lommel in Kapitel 4: »Veränderung durch Nahtoderfahrungen« seines Buches Endloses Bewusstsein (München 2013, S. 82–114) hin.
Zusammenfassendes zur Self-Determinations Theory von Edward Deci und Richard M. Ryan finden Sie im Aufsatz »The ›What‹ and ›Why‹ of Goal Pursuits: Human Needs and the Self-Determination of Behavior«, den Deci und Ryan im Jahr 2000 in der Zeitschrift Psychological Inquiry (2000), 11 (4), S. 227–268, veröffentlichten (http://www.jstor.org/stable/1449618); ergänzend kann man auch »Living well: a self-determination theory perspective on eudaimonia« von Ryan, Huta und Deci im Journal of Happiness Studies (2008), 9 (1), S. 139–170, aus dem Jahr 2008 lesen.
Kapitel 6
Über Friedrich Nietzsches Auffassung, dass menschliche Beziehungen Machtkämpfe sind und der Mensch ein Einzelgänger ist, findet man Aufschlussreiches in der auch sonst sehr lesenswerten und zu Unrecht wenig beachteten Monografie von Paul Gilbert, Human Relationships (Cambridge/Oxford 1991). Dass der Mensch seinem Wesen nach ein Gemeinschaftswesen ist, geht auf Aristoteles’ Politik (1253a1–11) zurück. Die drei Freundschaftsarten diskutiert Aristoteles im siebten und achten Buch seiner Nikomachischen Ethik. Das Argument zur Möglichkeit von Altruismus habe ich in leicht veränderter Form von Ernst Tugendhat Egozentrizität und Mystik (München 2003, S. 39) übernommen. Die Aristophanesrede findet sich in Platons Symposion (189c3–193d6). Den Vergleich zwischen Platon und Sigmund Freuds Theorie der Verliebtheit führt Ernst-Konrad Specht in »Die psychoanalytische Theorie der Verliebtheit und Platon«, Psyche (1977), 31 (2), S. 101–141 aus.
Kapitel 7
Die Neue Archäologie beruht auf den Forschungen von Lewis Binford. In deutscher Sprache informiert seine Monografie Vorzeit war ganz anders. Methoden und Ergebnisse der Neuen Archäologie (München, 1984) darüber. Eine unterhaltsamere Einführung in Form eines Romans mit einem ausgezeichneten wissenschaftlichen Apparat hat Steven Mithen mit After the Ice (Harvard 2004) geschrieben. Studien zur Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit von Arbeitslosen werden bei Joachim Weinmann, Andreas Knabe, Ronnie Schöb Geld macht doch glücklich. Wo die ökonomische Glücksforschung irrt (Ulm 2012, S. 135–144) beschrieben.
Kapitel 8
Die Ausgabe von Oscar Wilde, aus der ich zitiere, ist beim Diogenes Verlag 1987 erschienen: De profundis sowie Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading. Die Zitate sind von den Seiten 63f., 64, 92, 93, 107, 135 und 181. Das BBC-Interview mit Eva Kor kann man unter www.bbc.co.uk/programmes/p02pw8cg (zuletzt aufgerufen am 31.7.2015) nachhören. Martin Heideggers Überlegungen finden sich in Sein und Zeit (Paragrafen 25–27). Die Vermutung einer gemeinsamen Wurzel der verschiedenen Meditationsarten habe ich von Louis Gardet »Dhirk«, The Encyclopaedia of Islam, II (1965, S. 223–224). Die zitierten Selbstaussagen Jesu finden sich im Johannesevangelium in 6.35, 8.12, 11.25 und 14.6. Eine Einführung in die christliche Tradition der Kontemplation bringt Franz Jalics in seinem Buch Kontemplative Exerzitien (Würzburg 2009). Wer sich für Meditationskurse in dieser Tradition interessiert: Eine gute Adresse ist www.haus-gries.de.
Titel
Die Kunst, sich selbst zu verstehen
Autor/in
Übersetzung
Michael Bordt
n.v.
Fotograf/in
n.v.
Regie
Barbara Glauning
Ungekürzte Autorenlesung
ISBN
Preis
Buchverlag
978-3-945095-16-4
19,95€
© Elisabeth Sandmann Verlag GmbH
Eine Produktion von © BONNEVOICE Hörbuchverlag München